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Ich bin eine Frau. Kein Opfer.
Bild/Illu/Video: Dani from the blog

Ich bin eine Frau. Kein Opfer.

Corona ist schuld, dass wir in alte Muster und in traditionelle Rollenbilder verfallen! Doch so einfach ist das meiner Meinung nach nicht.


Versteht mich nicht falsch. Auch wenn ich selbst noch Kleinkinder habe, ist mir bewusst, welch ausserordentliche Arbeit Mütter geleistet haben, die schulpflichtige Kinder haben oder gar alleinerziehend sind. Ich finde es wirklich wichtig, dass Medien darüber berichten, dass insbesondere die Frauen in dieser Krise entscheidende Aufgaben übernommen haben – sei es jetzt zu Hause oder in systemrelevanten Berufen wie zum Beispiel im Lebensmittelhandel oder in der Pflege. Auch müssen wir darüber sprechen, warum genau diese Bereiche immer noch schlecht oder gar nicht bezahlten werden und dazu auch noch zu wenig wertgeschätzt werden. Darum noch einmal: Es ist wichtig, dass solche Probleme zur Sprache kommen und nach Lösungen gesucht wird.


Aber – jetzt kommts – mich stört die Art mancher Berichte zum Thema unheimlich: «Frauen sind die Verlierer der Corona-Krise!», «Ist die Corona-Krise weiblich?» oder «Corona-Mütter: Karriere Ade?» Solche Schlagzeilen machen mir rasend. Wir Frauen werden förmlich in eine Opferrolle gedrängt. Das triggert mich. Ständig sind wir die Verlierer, die Bemitleidenswerten, das schwache Geschlecht eben. Tatsächlich haben sich in einem Bericht dann auch Frauen dazu hinreissen lassen, sich vor laufender Kamera darüber zu beschweren, dass sie sich jetzt – zugespitzt formuliert – wegen Corona zu Hause um ihre Kinder kümmern müssen, anstatt um ihre Karrieren. Mein Mami-Herz blutet. Und die Frau in mir kocht vor Wut: Habt ihr denn gemeint, Kinder Bekommen ist Spass? Ein tolles Freizeitprogramm, um das sich während eurer Arbeit jemand anders kümmern kann? Das kanns doch wirklich nicht sein! Wo liegen da die Prioritäten? Dazu kommt: Gleichberechtigung fängt in der eigenen Familie an. Es liegt an uns, unsere Männer mehr im Haushalt einzubinden und ihnen Verantwortung in der Kinderbetreuung zu übertragen. Es liegt an uns, dass wir unsere Töchter und Söhne nicht in stereotype Rollenbilder zwängen. Es liegt an uns, dass wir nicht in überholte Muster verfallen.


Bei uns hat die Corona-Krise übrigens genau das Gegenteil bei der Rollenverteilung zu Hause bewirkt: Da mein Mann Kurzarbeit hatte und das Fussballtraining am Abend und am Wochenende ausfiel, hat er mir so viel wie noch nie bei der Kinderbetreuung und im Haushalt geholfen. Während ich schreibe ist er gerade mit unseren Jungs bei den Nonni. Am Samstagabend konnte ich sogar problemlos mit Bekannten essen gehen. Mein Mann hat innerhalb kürzerster Zeit Kleinkind und Stillbaby zum Einschlafen gebracht und konnte anschliessend den ganzen Abend FIFA gamen. Ich frage mich zwar, warum wir das nicht schaffen, wenn wir beide da sind, aber es war ein schönes Gefühl nach Hause zu kommen und zu wissen, dass der Papa das eigentlich genau so gut kann wie Mama – wenn man ihn nur machen lässt! Sobald er aber wieder 100 Prozent arbeitet und die Fussballsaison fortgesetzt wird, sieht unsere Rollenverteilung zu Hause wieder anders aus – nämlich traditionell. Ja ihr habt richtig gelesen! Solange ich nicht berufstätig bin, kümmere ich mich um Kinder und Haushalt. Und ich habe auch als emanzipierte Frau überhaupt kein Problem damit. Wir haben das gemeinsam entschieden. Ich bin kein Opfer der Gesellschaft.


Zum Schluss noch ein paar Worte zum Bild:
Dieses geniale Bild hat mir die Bloggerin dani_from_the_blog zur Verfügung gestellt. Wir teilen uns die Leidenschaft für Kokadi-Babytragehilfen.

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