
Petra Büchel: «Wir haben viel über uns selbst gelernt.»
Petra, wie froh seid ihr, dass wieder veranstaltet werden darf bei euch in Triesen?
Wir sind sehr froh darüber. Die Qultur lebt vom Austausch und vom Miteinander. Das war eine lange Zeit nicht wirklich möglich. Der Grundgedanke eines Qulturzentrums, Menschen zusammenzubringen und qulturelle Inhalte zu vermitteln, Erlebnisse zu kreieren und Diskussionen aufzuwerfen war von einem Tag auf den anderen weg. Man musste neue Möglichkeiten suchen und «über die Bücher gehen».
Jetzt, da der Betrieb wieder läuft, freuen wir uns sehr, wieder Gäste zu haben, die die Qultur schätzen und geniessen.
Wie viele Ausstellungen und Ausführungen sind wegen Corona abgesagt worden?
Das waren dann doch einige. Es sind vor allem Veranstaltungen von externen Organisatoren ganz abgesagt worden. Für die Programmpunkte im Gasometer konnten wir in den meisten Fällen eine Lösung finden, indem wir beispielsweise eine Theateraufführung als Video auf unserer Website zur Verfügung stellten, oder Ausstellungen verschoben und anpassten.
Inwiefern hat sich die Gunst der Gäste gegenüber der Kunst wegen der Pandemie verändert?
Wir erleben seit der Wiederöffnung nach der ersten Schliessung, dass die Menschen Kunst und Qultur fast noch mehr schätzen als zuvor. Gerade im Qulturbereich ist es vielen bewusst geworden, wie sehr der Genuss von Kunst und die Begegnung mit Menschen in diesem Bereich ein wertvoller Teil ihres Lebens und Selbstverständnisses ist.
Wo steht ihr heute?
Mir persönlich ist nochmals und auf eine andere Art bewusst geworden, wie wichtig der ganze Qulturbetrieb für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft ist. Wir stehen heute – zwar noch mitten in der Pandemie und mit gewissen Einschränkungen – gestärkt als Qulturzentrum da.
Konntet ihr aus der Krise auch etwas Positives mitnehmen?
Wir haben viel gelernt, über das Meistern von Krisen, über das Finden von unkonventionellen Lösungen und Vorgehensweisen und auch über uns selbst. Als kleines Team hat es uns näher zusammengebracht. Wir hatten während der Schliessung unseres Qulturbetriebes Zeit, um uns um die Reflexion und die Überarbeitung unseres Konzeptes kümmern.
Die Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern in dieser Zeit war auch etwas Besonderes. Wir verstanden es immer als Aufgabe, möglichst viel zu ermöglichen und aufzufangen, dabei aber auch einen Rahmen zu bieten, in dem sich alle sicher und willkommen fühlen.
Im Oktober findet die lange Nacht der Museen bei euch statt. Welche Themen werden da im Gasometer aufgegriffen?
Die Lange Nacht der Museen steht bei uns ganz im Zeichen der «Triennale 2021», die an insgesamt acht verschiedenen Ausstellungsorten in Liechtenstein stattfindet. Die Triennale der visarte Liechtenstein zeigt alles in allem Werke von über 40 Kunstschaffenden aus Liechtenstein.
Deshalb wird die LNDM bei uns geprägt sein von zeitgenössischer regionaler Kunst, von Begegnungen und Gesprächen mit den ausstellenden Künstlerinnen und Künstlern. Es gibt Dialogführungen mit mir als Kuratorin gemeinsam mit den Kunstschaffenden, unsere Gasometerbar ist geöffnet und es gibt auch kleine Snacks, um sich zu stärken.
Wie viele Familien erwartet ihr da in der Regel?
Die LNDM ist kein typischer Familienanlass. Das hat mit der Uhrzeit zu tun. Sie beginnt ja um 18 Uhr und dauert bis um 1 Uhr nachts. Wir erwarten jedoch viele Gruppen, Freundinnen und Freunde, die sich Kunst zu ungewöhnlicher Uhrzeit anschauen wollen und quasi ein «Ausgangsabend» der besonderen Art gönnen.
Wie wichtig ist es für dich persönlich, dass immer wieder neue Generationen die Kunst für sich entdecken?
Für mich persönlich ist das besonders wichtig! Als ehemalige Lehrerin kenne ich die Begeisterung der Kinder für Kunst. Gerade junge Kinder haben einen einmaligen Zugang zu allen Arten von Kunst und gehen ganz unvoreingenommen auch auf ganz abstrakte Werke zu.
Diese Neugier und die Freude und Befriedigung, die sich aus diesem Interesse ergibt, möchte ich bewahren. Kinder lernen durch die Betrachtung und die Arbeit mit Kunst, ihre Welt besser zu verstehen. Sie können Gefühle und Ereignisse ihres Lebens besser verstehen und schulen gleichzeitig Fantasie und Kreativität. Das gilt übrigens auch für Jugendliche und Erwachsene!
Warum sollte man auf der Tour durch die Museen unbedingt den Gasometer besuchen?
Der Gasometer ist immer einen Besuch wert. Bei uns wird Gastfreundschaft grossgeschrieben und alle sind willkommen. Heuer ist es ein besonderes Erlebnis, weil wir Werke von sieben Kunstschaffende aus der unmittelbaren Umgebung zeigen können.
Unter dem Titel «Wasser und Stoff und Holz und Farbe» sind raumgreifende Installationen, magische Fotografien, symbolische Zeichen, Malereien, Collagen und ein ganzer Raum voll Stoff zu sehen.
Wir freuen uns auf eine spannende Lange Nacht!
Mehr Informationen zur Langen Nacht der Museen gibt's hier.