Reisen in Zeiten von Corona - Holland Teil 4
Ring, ring, ein Tonband auf Holländisch wurde angesagt. Den ersten Teil verstand ich nicht, weil er unglaublich schnell gesprochen wurde. Im zweiten Teil verstand ich so etwas wie: «…drücken sie die Taste 2 für technische Fragen…». Technische Fragen kamen mir keine in den Sinn, also drückte ich kurzerhand die Nummer 1. Eine etwas aufgeregte Frauenstimme meldete sich am anderen Ende. Ich fragte erstmal ob sie Deutsch spreche. «Ein bisschen…», sagte sie.
Also fragte ich nach einem freien Stellplatz, doch die nervöse Dame am anderen Ende hielt mir einen Vortrag: «Sie haben die Notfallnummer des Campingplatzes gewählt. Geht es hier tatsächlich nur um einen Stellplatz?»
«Um Gottes Willen, entschuldigen sie bitte, das habe ich nicht verstanden.»
«Schon gut, aber sie haben die Notfallnummer gedrückt! Wir sind jetzt alle ganz aufgeregt deswegen. Also haben sie gar keinen Notfall?»
«Nein, ich wollte nur nach einem Stellplatz fragen.»
«Also gut, ja Stellplätze haben wir noch, aber bitte wählen sie nicht mehr die Notfallnummer, ok?»
Ups. Zum Glück verrechnete sie mir nicht eine horrende Busse…Aber vielleicht kommt die noch, sobald ich zu Hause bin.
Wir hatten also einen Stellplatz gefunden. In Appeltern, mitten in den Niederlanden. Groene Eiland hiess die grüne Insel auf Holländisch und befand sich auf dem Fluss Maas.
Vorher aber, beschlossen wir das berühmte Zaanse Schans anschauen zu gehen. Eine der bekanntesten Touristenattraktionen in ganz Holland. Es lag praktisch auf dem Weg. Und siehe da, genau sowas hatte mir bis anhin gefehlt. Zaanse Schans zeigt mehrere, aus dem 18. Jahrhundert verbliebene Windmühlen, die zu einem aufstrebenden Industriegebiet an der Zaan gehörten. Wenn sie jetzt Industriegebiet hören, denken sie vielleicht an dampfende Kamine, grau glänzende Kastengebäude und drum herum nichts als Asphalt. Ein Industriegebiet im 18. Jahrhundert in Holland, sah ganz anders aus. Stellen sie sich die alten Mühlen vor mit ihren Strohdächern, den Flügeln aus Holz, Reihe an Reihe, direkt am Fluss Zaan, daneben unzählige Holzgebäude, grün gestrichen, zwischen Wohnhäusern zu dem je ein kleines Brücklein über die Gracht führt, Dorfplätze aus Kopfsteinpflaster, Büsche, Bäume, weidende Schafe auf saftig grüner Wiese. Diese Wohnhäuser mitten in dieser Touristenattraktion sind heute noch bewohnt. Das macht das Freilichtmuseum zu etwas ganz Speziellem. Schliesslich spaziert man einfach so durch diese private Nachbarschaft. Die öffentlichen Häuser sind entweder als verschiedene Museen eingerichtet oder werden als Läden benutzt. In diesen Läden bekommt man alles, was dazumal in den verschiedenen Windmühlen hergestellt wurde. Kalkfarbe, Senf, Erdnussöl, und so weiter. Im Käseladen darf man verschiedenste Käsesorten degustieren, von Lavendelkäse bis zu Kokoskäse. Ich liebe Freilichtmuseen aus der Vergangenheit. Hier fühlte ich mich pudelwohl.
In Appeltern dann, folgte unser Holland Abschluss. Der Stellplatz direkt am Wasser, war der einzig übrig gebliebene. Wir hatten Glück. Zwischen einer wohlhabenden holländischen Familie mit riesengrossem Wohnmobil und Wohnwagen genossen wir die letzten drei Tage. Es war heiss wie im Sommer, sogar Baden konnte man noch. Hier hätten wir es länger ausgehalten. Nichts desto trotz waren wir froh, dass wir -wieder in Deutschland- viel mehr als nur ein Körbchen voll Lebensmittel für 60 Euro bekamen.
Nie zuvor bezahlten wir dermassen viel Geld für heisses Wasser, Duschen, Trinkwasser, und Internet auf einem Campingplatz. Wir waren überrascht, dass man sogar fürs Abwaschen bezahlen musste, wenn man heisses Wasser haben wollte. Nichts desto trotz war Holland ein Abenteuer. Ein teures.