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Umzug mit Kleinkindern
Bild/Illu/Video: Milena Rominger

Umzug mit Kleinkindern

Ein Umzug ist Stress pur. Monatelang vorher bereitet man sich darauf vor. Man mistet aus, packt schon einige Kisten mit Dingen die man in den nächsten Wochen ganz sicher nicht mehr braucht, und dann sucht man wieder etwas, was gebraucht wird, aber man schon eingepackt hat. Man verbringt Zeit damit zu suchen und zu verstauen, zu stapeln und letztendlich zu hieven. Ein Umzug ist nicht leicht. Vor allem wenn er dem Ende naht. Diese Woche vor dem grossen Zügeltag, wo das alte zu Hause zusehends ungemütlicher wird, schlussendlich nur noch ein paar Möbel in die Leere gähnen. Kalt und lieblos.


Ein starkes Stück Geborgenheit wird geraubt.

Ja, und wie wird sich das nur erst für unsere Kinder anfühlen? Ich stelle mir vor, dass man mit einem Umzug einem Kind- wenn auch nur für kurze Zeit- den sicheren Hafen vor seinen eigenen Augen abbaut. Ihm seine Zuflucht, ein starkes Stück Geborgenheit raubt. Für ein Kind muss das einschüchternd sein. Vielleicht sogar verstörend. Ich kenne Menschen die oft in ihrer Kindheit umziehen «mussten» und allesamt fanden sie es nicht gerade angenehm. Haben keine guten Erinnerungen daran.

Sich an die neue Umgebung gewöhnen

Jedenfalls und wie auch immer, gibt es ein paar Möglichkeiten, das ganze Spektakel für unsere jüngsten etwas angenehmer zu gestalten. Zum Beispiel macht es Sinn, den neuen Ort mit Kindern, die den Umzug schon verstehen können, mehrmals zu besuchen. Natürlich ist es nicht immer gegeben, die Wohnung oder das Haus schon im Voraus mehrmals von innen anzusehen, wenn beispielsweise noch Mieter darin wohnen. Aber auch in dem Fall kann man seinem Kind das neue Heim von aussen näherbringen, ihm die Umgebung zeigen und beobachten, wie es sich im Quartier verhält. Vielleicht knüpft das Kind schon neue Kontakte oder freundet sich sogar mit jemandem an. Mit kurzen Fragen, wie: «Was würdest du hier auf diesem Platz am liebsten tun, wenn wir hier wohnen?», kann man die Fantasie des Kindes und vielleicht auch die Vorfreude darauf wecken. Hat man die Möglichkeit, das neue Daheim von innen zu besuchen, kann man das Kind sein eigenes Zimmer darin aussuchen lassen. Es wird sich riesig darüber freuen!


Zwei Varianten eines Umzugs

Es gibt zwei Arten von Umziehen: die erste dauert mehrere Tage, wobei nach und nach gezügelt wird, die zweite, radikalere, alles an einem Tag. Hier könnte ich nicht empfehlen, was sich für Kinder besser anfühlt. Bei der ersten Variante bekommen die Kinder den Umzug vielleicht besser mit, als bei der zweiten, wo sie bestenfalls fremdbetreut werden. Zügelt man nach und nach, kann es für die Kleinen merkwürdig erscheinen, sein jetziges Daheim immer leerer zu erleben. Zügelt man alles an einem Tag, kann es für die Kinder ein Schock sein, am Abend in einem fremden Ort zwischen Kistenchaos schlafen zu müssen. Bei der ersten Variante bekommen sie den Umzug hautnah mit, außer natürlich, sie befinden sich bei Nani und Neni in den Ferien. Dafür aber könnten sie gleich mitfahren und ihr eigenes Zimmer nach und nach einrichten. Es ist ein Herantasten an den neuen Ort.


Kommen wir zum dritten Punkt, dem Einrichten.

Bestimmt geht es nicht nur mir so, dass jedes Mal, wenn ich umgezogen bin, ich am liebsten auch gleich das ganze Mobiliar erneuert hätte. Doch für Kinder kann das furchtbar einschüchternd wirken, wenn sie nicht nur das vertraute Heim verlassen, sondern auch noch alle Möbel fremd sind. Deshalb rate ich, wirklich nur das Nötigste zu erneuern. In unserem Fall war dies einzig und allein ein abgesessenes Sofa.


Kinderaugen leuchten, wenn sie ihr zusammengebautes Bett nach der Trennung wiedersehen, ihre Spielsachen wiederentdecken. Richtet man die Kinderzimmer ein, sollten Kinder mitentscheiden dürfen, wo sie ihre Sachen haben möchten. Das fördert das Selbstwertgefühl und gibt Zuversicht zurück. Ein kleines Geschenk, wie vielleicht ein neues Spielzeug, oder eine kleine Lampe, was extra für das neue Zimmer gedacht ist, bereitet dem Kind Freude und fördert ein positives Gefühl für das Neue unbekannte. Gegenstände wie eine Fotowand, die täglich bewusst oder unbewusst angesehen wurde, oder ein Gewürzkästli, welches jeden Tag geöffnet wurde, können -nach dem Umzug wieder in Gebrauch genommen- eine große Sicherheit für Kinder zurückgeben.


Ist das Kind noch zu klein um selbst zu entscheiden, wo es welche Möbel stehen haben will, lohnt es sich, wenn möglich das Zimmer genau so einzurichten, wie es am alten Ort war. Auch das vermittelt Sicherheit.


Fremdbetreuung

Während des Zügeltags oder den Zügeltagen selbst, sind die Kleinen am besten bei Nani, Neni, Gotti, Kita oder wo auch immer sie sich wohlfühlen und fremdbetreut werden können, am besten aufgehoben. So bekommen sie am wenigsten Stress mit. Damit das Chaos keine überhandnimmt, sind die Eltern am besten damit bedient, wenn sie so viel Hilfe fürs Zügeln wie irgend möglich holen und annehmen.


Sein…

Nachdem alles geschafft ist, sollte man es den Kindern ermöglichen, ihr neues zu Hause in Ruhe kennenlernen zu dürfen. Das heisst, in den ersten Tagen oder sogar Wochen ein paar Mal weniger von zu Hause weggehen, sich tagelang mit Spielen oder Basteln begnügen, einfach zu Hause sein.


Reden, zuhören und nachfühlen

Nebst all dem finde ich es unwahrscheinlich wichtig, immer wieder nachzufragen wie sich das Kind gegenüber dem Umzug fühlt, was es tun will, worauf es sich freut. Nachzufühlen ob es etwas vermissen wird und darüber zu sprechen kann Mauern sprengen und Sorgen zu Nichte machen. Für Kinder sind wir Eltern das zentrale zu Hause. Also sollten wir selbst am besten darauf achten, dass wir im Umzugsstress nicht verloren gehen, sondern uns auch im grössten Trubel kleine Auszeiten schaffen, damit es uns gut geht. Denn geht es uns gut, geht es auch unseren Kindern gut.

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