Viva la Kampf-Kaffeetasse!
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Viva la Kampf-Kaffeetasse!

Dieses spezielle Objekt, welches heute noch zuverlässig seinen Zweck als Trinkgefäss erfüllt, sorgte für viel Wirbel und wurde zum Symbol einer Revolution. Kein Witz. Das Leben mit seinen vielseitigen Begegnungen schreibt eben immer noch die ganz besonderen Geschichten. Das war schon damals so.


Doch alles der Reihe nach. Das Streitobjekt ist weiss, 9,5 Zentimeter hoch, hat einen Durchmesser von 7,5 Zentimetern und hat – wenig überraschend – einen Henkel, wie wahrscheinlich die meisten Kaffeetassen. Als besonderes, äusseres Merkmal ist sie versehen mit einer Zeichnung von Snoopy und Woodstock. Der Vogel überreicht meinem Comic-Helden eine Tasse Kaffee und dazu steht in roten Buchstaben: «I'M NOT WORTH A THING BEFORE COFFEE BREAK!»


Die begleitet mich seit vielen Jahren durch das Leben und war eben auch an jenem Ort dabei, wo sie ungeheuer an Bedeutung gewann. Nennen wir den Ort Nussbaumen. Es ist ein kleines Dorf im Kanton Thurgau, wo die Menschen leben, um bevorzugt in Frauenfeld zu arbeiten. Angesprochen ist also nicht Nussbaumen im Kanton Aargau. Das spielt zwar keine Rolle, sei jedoch der Vollständigkeit halber erwähnt. Dieses Nussbaumen ist ein Ortsteil der Gemeinde Hüttwilen.


Drei dieser wenigen Einwohner lebten zusammen in einem Einfamilienhaus, als Wohngemeinschaft. Diese spezielle Lebensform ist weit verbreitet, stellt jedoch spezielle Anforderungen. In der Regel ist es nämlich eine bunt zusammengewürfelte Lebensgemeinschaft, mit Menschen, die unterschiedliche Vorstellungen über das Zusammenleben mitbringen. Basierend auf dieser Voraussetzung, wurde aus einer einfachen, harmlosen Kaffeetasse ein Aushängeschild des Chaos und der Unordnung. Zu jener Zeit ergab es sich, dass der Eigentümer des Wohnobjekts eine bestimmte Vorstellung von Ordnung hatte. An dieser Vorstellung schieden sich die Geister, sie erschien nicht allen geheuer, doch hatte diese Idee eben mehr als ein Mitbewohner. Das führte zu Diskussionen, die mehr oder weniger fruchtbar waren. Aus Diskussionen wurden Spannungen und damit kam die ominöse Kampf-Kaffeetasse ins Spiel. Es war die letzte Stufe vor dem Auszug.


Doch der Mensch ist ein Gewohnheitstier, dass gilt in gleichen Masse für den Ordnungs- und Kontrollmenschen wie für den morgendlichen Kaffeetrinker. Die Gewohnheit seine Kaffeetasse tagsüber offen stehenzulassen und nicht im dafür vorgesehen Geschirrschrank zu versorgen, wurde zum Anlass für den Vorwurf der Unordentlichkeit. Angesichts dieser Entwicklung drängte sich als Antwort bald Sarkasmus auf, aus dem unschuldigen Trinkgefäss wurde – die Kampf-Kaffeetasse. Das Objekt selber war sich freilich dieser Bedeutung nicht bewusst und so leistete es weiterhin unbelastet seinen Dienst. Doch immer, wenn ich sie zur Hand nehme, meinen Kaffee daraus trinke und sie betrachte, erinnere ich mich an diese Zeit, als sich mein Innerstes gegen ganz bestimmte Gewohnheiten und Kontrollmechanismen zur Wehr setzte.


Viva la Revolucion! Viva la Kampf-Kaffeetasse!

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