Vom Sarganserland zum Nordkap
Bei der Vernissage war es vor allem der Einblick in den Alltag der zwei Schreibenden, sowie ihr grosses Wissen über die nördlichen Regionen der Welt, welche das Publikum fesselte und zu später Stunde beim Apéro für reissenden Absatz am Büchertisch sorgte.
Zeit für eine Auszeit
Als Einstieg in das Gespräch wählten die beiden Autoren ein Musikvideo, welches ein Loblied auf das Städtchen Honningsvåg darstellte. Nach der visuellen und akustischen Einstimmung auf das Thema Norwegen, übernahm Driftwood-Chef und Moderator Thomas Hobi das Mikrophon und führte ein unaufdringliches und dodhc spannendes Interview mit den beiden Literaten. Zuerst wollte er wissen, woher sie die Faszination für den doch eher kalten Norden nehmen. Christian Ruch outete sich als Fan des gemütlichen Charakters der «Nordmenschen». Fachkundig erklärte er, wie es sei, wenn es nie dunkel oder auch nur dunkel werde respektive bleibe. Diese speziellen Phänomene hätten den Norwegern eine gewisse Gemütlichkeit einverleibt, die ihm sehr zusage. Seine Kollegin Franziska Hidber begründete ihre Faszination, die nicht primär Norwegen, sondern ganz Skandinavien gelte, durch die malerischen Weiten aus Schnee, die auf sie wie eine Beruhigungspille wirken. Einen schöneren Fleck für eine Auszeit könne sie sich kaum vorstellen.
Norwegen ganz ohne «Fake News»
In ihrem Buch hätten sie auch die nicht so malerischen Seiten von Norwegen porträtiert, erklärte der in Chur wohnhafte Historiker Christian Ruch. Ihm sei es enorm wichtig, dass es keine falschen oder gar erfundene Sachverhalte im Buch habe. Aus diesem Grund wurde auch eine Nachttischschublade aus dem Buch gestrichen, da eine solche vor Ort schlicht und einfach nicht vorhanden sei. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen erklärte er den Zuhörern, dass man ja nie wissen könne, ob ein Buch ein Bestseller werde und falls es dann soweit sei, wolle er sich nicht für solche Fake News schämen. Ein Thema, das im Buch eine tragende Rolle habe, sei das falsche und richtige Nordkap, bei welchem vielen Touristen leider im Dunkeln tappen. In der Tat konnte man einiges lernen von dem kurliggen Mann vorne auf der Bühne, denn er zeigte sich nicht nur mit den lokalen Begebenheiten in Norwegen ziemlich sattelfest, auch der Sprache schien Ruch mächtig. Dies sei ein zusätzlicher Pluspunkt der Vernissage, sagte Moderator Thomas Hobi, denn hier lerne man nicht nur einige wichtige Sachen über Norwegen, sondern erhalte auch schon mal eine Idee, wie die Wörter wie Magerøya überhaupt ausgesprochen werden.
Lebenstraum Sarganserland?
Für Franziska Hidber war es schon lange klar, dass sie ihrer Heimat endlich mal ein Schaufenster bieten wollte. Schliesslich rede niemand vom «Lebenstraum Sarganserland», was sie schon ein wenig störe. Aus diesem Grund gebe es jetzt im Buch einige Passagen, bei denen die Schönheit der Region eine Plattform erhalten. Sie hoffe, dass damit die Zeiten vorbei seien, bei denen das Sarganserland nur beiläufig bei einer Durchreise begutachtet werde.
Gemeinsam geht's schneller
An der Vernissage konnte man die interessante Dynamik zwischen den beiden Autoren förmlich spüren. Sie, die sich oft sogar gegenseitig siezen, bewerteten den gemeinsamen Schreibprozess als spannend und intensiv. Ruch, der im Nu 500-600 Seiten geschrieben hätte, musste von Hidber fast ein wenig gebremst werden und doch sei am Schluss ein spannender Roman entstanden, der nicht nur ihnen, sondern auch dem Driftwood Verlag viel Freude bereite. Sie hätten oft parallel oder nacheinander geschrieben, doch seien eigentlich eher selten im gleichen Raum gesessen. Das praktische stetige gegenseitige Lektorieren, sowie die gemeinsame Faszination für den Norden seien nicht gerade alltägliche Faktoren gewesen, die den Arbeitsprozess für die Beiden angenehm gestalteten und ihn auch verkürzt hätten.
Der Roman, der auch gut und gerne als Reiseführer gebraucht werden könne, bietet ausserdem noch ein paar Happen Norwegisch, einen frischen Blick auf die Schönheit der Region und ein Rezept für einen Apfelkuchen, den wahrscheinlich Jede und Jeder nach der Verkostung an der Vernissage gerne in einer ähnlichen Qualität zu Hause versucht nach zu backen.