«We are family» von Malans bis Afrika
Was hat dich 2001 dazu bewegt, dich für Kinder in Kamerun und später auch Tansania einzusetzen? Welcher Vision bist du gefolgt?
Ich habe in den 22 Jahren auf dem afrikanischen Kontinent viel Leid gesehen, ich empfand dies als ungerecht. Einem Teil der Kinder dies zu ermöglichen, was für mich in meiner Kindheit selbstverständlich war, das war und ist mein Beweggrund.
Mit 54 Staaten ist Afrika ist der grösste Kontinent der Erde, was die Frage aufwirft, wieso du Kamerun und später zusammen mit der Stiftung Tansania ausgewählt hast?
Ich habe 1999 in Gabon (Nachbarstaat) das erste Mal Afrikaluft geschnuppert. Ich lernte eine Person aus Kamerun kennen und entschied mich, meine Idee dort umzusetzen. Das zweite Projektland Tansania kam spontan dazu. Nach zahlreichen Reisen durch Marokko, Indien und weiteren haben wir uns entschieden, dass Tansania das richtige Land für ein zweites Kinderhaus ist.
Wie wurde die Idee vor Ort aufgenommen und wie konnte diese umgesetzt werden?
Es war und ist nicht immer ganz einfach, da nur schon das Wort «Sozial» eine ganz andere Bedeutung in Afrika hat. Es braucht eine gewisse Zeit, wie alles in Afrika, jedoch wird jeder früher oder später unsere Vision verstehen.
Von 2001 bis im Frühling 2006 warst Du privat mit Uniquedirect engagiert und hast Dich dann entschieden eine Stiftung zu gründen. Warum?
Bis 2006 habe ich die Spenden auf einfache Art gesammelt. Der Zeitpunkt kam, als alles grösser wurde. Da brauchte ich eine Form, um seriös auftreten zu können und eine Stiftung zu gründen erschien mir das Richtige. So gründeten wir 2006 die Stiftung Uniquedirect.
Zum Grossteil wird das Projekt vom Stiftungsrat finanziell unterstützt, ist es auch Privatpersonen möglich, sich finanziell zu beteiligen oder sogar eine Patenschaft zu übernehmen?
Die Spenden stellen sich aus grossen und einmaligen Spenden, sowie Projekt- und Bildungspatenschaften zusammen. Alle Spenden laufen zusammen und werden von der Stiftung koordiniert. Die Stiftung gibt den finanziellen Background, was es der Projektleitung ermöglicht, die Kinderhäuser zu betreiben.
Wir sind auf Patenschaften angewiesen, was uns ermöglicht, die Deckung der monatlichen Kosten zu garantieren, beispielsweise 400 Franken jährlich für die Bildungspatenschaften, der Betrag für die Projektpatenschaften ist frei wählbar.
Oftmals vergessen wir, dass wir mit kleinen Hilfen viel verändern können, doch auch fehlt uns das Vertrauen in Organisationen und Stiftungen, was macht ihre Stiftung «einzigartig»?
Unique und Direkt - jeder Franken geht bei uns direkt an die Kinderhäuser. Es fallen keine administrativen Kosten an und auch die Projektleitung wird nicht von der Stiftung finanziert. Das macht uns einzigartig!
Wie können wir uns die Infrastruktur der Waisenhäuser vorstellen und woher nimmst Du die Mitarbeiter, welche sich um das Wohl der Kinder kümmern?
Die Kinderhäuser werden immer nach dem gleichen Konzept errichtet. Ein familiäres Haus, Kindgerecht, funktionell ohne Schnickschnack, um die Liegenschaft gut und leicht unterhalten zu können. Unser Team von Mitarbeitern stellt sich wie folgt zusammen: eine Sozialarbeiterin, drei Frauen die sich um den Tagesablauf kümmern, einem Allrounder, sowie drei Personen, die für die Sicherheit zuständig sind.
Aus welchen Gründen werden die Kinder bei euch aufgenommen und welches Alter betreut die Stiftung?
Kinder aus sozial schwachen Grossfamilien, sowie Waisen- und Strassenkinder finden bei uns ein neues Zuhause. Wir arbeiten eng mit den lokalen Behörden (Sozialämtern) zusammen, die uns die Kinder zuweisen. Maximal bietet jedes Kinderhaus Platz für 40 bis 50 Kinder, die ab drei Jahren aufgenommen werden.
Lass uns einen Einblick darüber gewinnen, wie sich so ein Tag für die Kinder in euren Hilfshäusern gestaltet.
Wie in jeder Grossfamilie gehen die Kinder zur Schule, je nach Klasse bleiben sie über Mittag und kommen gegen Abend zurück. Hausaufgaben unter der Leitung von Repetitionslehrerinnen werden gemacht. Kleinere Hausarbeiten werden nach dem «Ämtliplan» errichtet. Danach bleibt Zeit zum Spielen, Nachtessen und dann geht’s relativ früh ins Bett, da der Tag jeweils um 05:00 Uhr losgeht.
Was steht für dich selbst im Vordergrund und was denkst du, ist das Beste für Kinder mit Blick auf die Zukunft?
Unser Ziel ist es, den Kindern vor Ort die bestmögliche Bildung zu geben, um die Kinder im eigenen Land zu behalten, ihnen somit dem Weg in die Selbständigkeit zu ermöglichen, was nicht ganz einfach ist, jedoch unsere Aufgabe.
Der technische Fortschritt an Schweizer Schulen bietet grosse Möglichkeiten, wie werden die Kinder in den Häusern unterrichtet und gibt es ausser der Schulbildung auch Ausbildungsmöglichkeiten?
Viele afrikanische Länder hinken da noch sehr hinterher, was den technischen Fortschritt anbelangt, so auch Kamerun. Wir versuchen immer unser Bestes, wir einen Intercorner eingerichtet, sodass die Älteren diesen zu Bildungszwecken nutzen können. Ausbildungsmöglichkeiten im Land sind sehr begrenzt, was uns immer aufs Neue an unsere Grenzen stossen lässt. Jedoch gibt es immer eine Möglichkeit den Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen.
Gibt es eine Erfolgsstory von der Ihr uns berichten könnt und gibt es besondere Momente an die Du dich selbst erinnerst?
Da gibt es einige traurige, aber auch glückliche! Jedoch denke ich, dass jeder Tag ein Erfolg ist, da wir es geschafft haben, einem kleinen Teil der Kinder eine Familie zu geben.
Eugenie, unsere Älteste, konnte beispielsweise eine zweijährige Ausbildung als Schneiderin absolvieren. Wir finanzierten ihr ein kleines Schneideratelier in der Hauptstadt Yaoundé, sie ist nun auf dem besten Weg ihr Leben selbst bestreiten zu können. Dieses Beispiel zeigt, dass unsere Arbeit Früchte trägt.
Der Aufbau der Hilfswerke und deren Sanierung gestaltet sich, denke ich, nicht immer einfach in einem Land, in dem Strom nicht immer gewährleistet ist und Wasser knapp ist.
Ja! In der Tat ist es nicht immer einfach, sich mit diesen Gegebenheiten vor Ort auseinanderzusetzen und immer wieder aufs Neue Lösungen zu erarbeiten. So haben wir zum Beispiel in Kamerun unsere eigene Wasserfassung und Brünnen, um so zumindest die Wasserversorgung garantieren zu können.
Gibt es weitere Pläne und Wünsche für die Zukunft?
Die Fertigstellung des Nebenhauses in Tansania, in Kamerun haben wir ebenfalls anstehende Projekte, es wäre schön, wenn wir mehr Patenschaften generieren könnten, um so die monatliche Kostendeckung garantieren zu können.
Es ist beeindruckend, dass es viele Menschen gibt, die sich für andere mit Herz und Leidenschaft einsetzen und es sich zur Lebendsaufgabe machen, armen Kindern, den Weg in eine bessere Zukunft öffnen.
Vielen Dank.
Gibt es noch etwas was Du unseren Lesern mit auf den Weg geben möchtest?
Ich wünsche mir mehr Vertrauen der Bevölkerung für kleinere Organisationen. Unterstützen Sie uns mit einer Patenschaft.