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Z Alp - Interview mit einer Älpler Familie
Bild/Illu/Video: Joachim Steiner

Z Alp - Interview mit einer Älpler Familie

Ich selbst habe mir das Leben auf der Alp immer als sehr streng und einsam vorgestellt. Dass es aber auch anders geht, beweist die Familie im Interview.


Auf welcher Alp wart ihr und wie lange?

Wir waren auf der Schafalp für drei Jahre. Gewohnt haben wir in der Schäferütte in Seewis.


Welche Tiere habt ihr gehütet?

Schafe. Wir hatten drei Bordercollies, die uns die Schafherde von Weide zu Weide trieb, die Schafe beieinander hielten. Ohne die Hunde wäre das ein schier unmöglicher Knochenjob gewesen. Die Hunde haben wir selbst bezahlt. Es war unsere Entscheidung ob wir Hunde zur Hilfe nehmen wollten oder nicht. Die Herdenschutzhunde, die immer bei den Tieren waren, hatte der Bauer bezahlt.


Wie sieht der Alltag als Schafhirt aus?

Der Kanton schreibt vor, wann und wo die Schafe grasen können. Also welche Weideflächen wann benutzt werden sollen. Der Schafhirt treibt sie mit seinen Hunden als Gehilfen von Weide zu Weide.  Man steht also mit der Dämmerung auf, geht zu den Tieren und lässt sie aus dem Pferch, wo sie über Nacht waren. Nicht immer sind die Schafe eingepfercht. Je nach Witterung und Gelände. Immer wieder muss man Kontrollgänge machen, ob ein Tier abgestürzt ist, oder verloren gegangen. Die Hunde müssen gefüttert werden. Meist ist diese Arbeit gegen Mittag getan. Dann kann es gut sein, dass man mal nachmittags frei hat und erst abends wieder zu den Tieren geht. Ansonsten gibt es weitere Arbeiten wie Zäunen, Zäune flicken, Holzen, kranke Tiere behandeln und manchmal eben auch erlösen, wenn sie sich bei einem Absturz zu fest verletzt haben. Das wird im Vorfeld aber immer mit dem zugehörigen Bauer abgesprochen.


Welche Gefahren lauern auf der Alp?

Es gibt Wölfe. Ja, die gibt es. Man kann sie nicht immer sehen, aber wir haben schon öfters erlebt, dass die Hunde anfingen zu spinnen, wenn einer in der Nähe war. Für die Schafe bedeutet das, dass die Gefahr besteht, gerissen zu werden. Deshalb die Pferche über Nacht und die Herdenschutzhunde. Das macht viel aus.


Kann es manchmal auch einsam werden?

Wenn man als Familie oben ist, nein, dann nicht. Ich war aber auch schon ohne meine Frau z Alp. Sie ist mich dann immer am Wochenende, oder wenn sie frei hatte besuchen gekommen. Wenn’s dann tagelang geregnet hat und ich alleine war, kam der Hüttenkoller auch schonmal zu Besuch.


Wie sieht der Alltag als Familie mit Kind auf einer Alp aus?

Cool, wenn man nicht kompliziert tut. Es ist friedlich. Man hat die Familie immer bei sich, was das Beste an allem ist. Die Alp umgibt so eine Ruhe. Man hat nicht diesen Konsumzwang. Wenn man etwas nicht hat, dann hat man es eben auch nicht vermisst. Jetzt, wo ich wieder im Dorf lebe, merke ich, dass ich manchmal eben auch etwas haben will, wenn mir etwas in einem Laden gefällt. Das kannte ich auf der Alp nicht. Das Leben dort war genügsam und einfach. Wir gingen vielleicht einmal im Monat einkaufen. Machten einen Grosseinkauf. Das Brot backten wir jeweils selbst. Manchmal war es schon heftig auf Zucker zu verzichten, wenn keine Schoggi mehr da war. Für Lena war es toll, wenn sie die Heidelbeeren direkt von den Büschen essen konnte. Sie war damals gerade mal zwei Monate alt, als sie das erste Mal auf die Alp kam. Wir wollten aber, dass die Kinder in den Kindergarten gehen können. Deshalb haben wir die Alpsommer aufgegeben. Wenn auch etwas früher als geplant.


Wie wird man zum Älpler? Wo muss man sich melden?

Gute Hirten kennen sich untereinander und empfehlen sich gegenseitig weiter. Richtig gute Älpler sind gesucht. Als Hirt sollte man die Tiere schon gut kennen. Da könnte man zum Beispiel einen Schäferkurs machen. Ich habe den Umgang mit Tieren auf einem Bauernhof im Tirol gelernt. Mein Onkel ging früher immer auf die Alp, ich ging dann mit ihm. Seit da hat es mich gepackt. Bis vor einem Jahr ging ich immer wieder über die Sommer auf verschiedene Alpen.


Neulinge und Interessierte können sich zum Beispiel auf der Website «zAlp» melden, wenn sie über den Sommer Tiere hüten möchten. Die meisten stellen sich das Älplerleben irgendwie romantisch vor.


Verdient man etwas auf der Alp?

Nicht immer. Wenn du richtig gut bist, Erfahrung hast, verdienst du auch etwas. Aber nicht jeder Bauer zahlt. So trifft man immer wieder unerfahrene Menschen auf der Alp.


Mittlerweile hat Familie Steiner zwei Kinder und wohnt wieder fest im Dorf. Vor allem Frau Steiner ruft die Alp aber immer wieder, und vielleicht wird es in Zukunft wieder abenteuerliche, wildromantische Alpsommer geben, sobald die Kinder erwachsen sind.

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