
Durch Übung zur Einheit
Der Weg des Yoga ist der Weg des Kriegers, ist der Weg des Kämpfers. Im Yoga muss Mensch gegen sich selbst und das eigene Verlangen ankämpfen, um zur Einheit zu gelangen. Tantra im Gegensatz setzt darauf ebenfalls durch Erfahrung aber ohne Kampf zur Einheit zu gelangen. Diese Einheit von der wir in spirituellen Büchern und von den grossen geistigen Meistern lesen und hören, damit ist das Erreichen der Vollkommenheit gemeint. Soweit mein derzeitiges Verständnis von Geist und Welt reicht, ist Einheit ebenso gleichzusetzen mit der einen Wahrheit, der einen Wirklichkeit und der Erhabenheit eines Einzelnen durch das Wissen um Erfahrung.
Mein Pfad scheint wie vorbestimmt gewesen zu sein. Im Verlaufe meines Lebens befasste ich mich zuallererst mit meiner eigenen Religion, dem Christentum. Früh begannen mich die Geschichten des Alten Testaments zu interessieren. Später vertiefte ich mich ebenso in das Neue Testament. Anfang des vergangenen Jahres versuchte ich einen Zugang zum Islam zu finden, indem ich fastete und den Koran las. Das Fasten verlief überraschend gut, den Zugang zum Koran wurde mir verwehrt. Ich verstand die Schriften des Korans schlichtweg nicht. Und so liess ich davon ab, kämpfte nicht und wandte mich noch weiter gen Osten, dem Buddhismus und Hinduismus zu. Ein Buch, das ich zu jenem Zeitpunkt bereits unzählige Male gelesen hatte und noch unzählige Male lesen würde, wies mir damals den Weg. Auf meiner geistigen Reise stiess ich ebenfalls auf Gandhi. Das Prinzip der Gewaltlosigkeit begann einen wesentlichen Platz in meinem Leben einzunehmen.
Weiter befasste ich mich mit der Freude und dem Leid, dem Schmerz und dem Frieden. Allerlei Techniken und Methoden kreuzten meinen Weg. Dehnübungen, um die Muskeln des Körpers geschmeidig zu halten, Atemübungen zur Entspannung des Geistes und viele weitere nur um am Ende der Übung meine Augen zu öffnen und aus dem innersten, aus dem Geist heraus in das äussere, die Welt zu treten. Wer sich näher mit Spiritualität beschäftig, wird wahrscheinlich um die Dualität unserer Existenz wissen. Diese Wechselseitigkeit unserer Leben äussert sich nach meinem bescheidenen Verständnis wie folgt:
Im einen Augenblick fühlen wir uns als Geist in tiefstem Frieden mit allem und jedem, mit der gesamten Welt und dem eigenen Geist. In einem anderen Augenblick sind wir in Aufruhr. Gefühle und Gedanken nehmen Oberhand und verleiten uns von einer völlig friedlichen inneren Haltung zu innerer Unruhe zu ungewollter Handlung. Diese Unruhe kann durch vieles ausgelöst werden, durch einzelne Gedanken oder Gefühle, welche in einem Selbst oder durch das Einwirken eines anderen Menschen entstanden sind. Aus der ursprünglichen Ruhe gebracht, lassen wir uns unbewusst zu Worten und Taten verleiten, welche wir in Wirklichkeit gar nicht so meinen und überhaupt nicht die Absicht hatten abzustreben.
Nun gäbe es eine Lösung, nämlich durch eine Übung zu hohem Wissen, zur Weisheit zu gelangen. Durch fleissiges Üben und zunehmendem Wissen um die eigene Unwissenheit würde der Mensch schliesslich zur höchsten Weisheit, der Erhabenheit eines Buddha gelangen. Der Preis für diese Weisheit wäre allerdings die Welt. Der Preis, den ein Suchender würde zahlen müssen, wäre alles Materielle loszulassen und sich der inneren Welt, dem Geist vollkommen hinzugeben. Sobald ein Mensch seine Übung gefunden hätte, würde es wie von selbst geschehen, dass er oder sie sich von der äusseren Welt ab und hin zum Geist wendet.
Zu Beginn wäre dieser Lebenswandel geprägt von Schmerz und Wehmut an das Vergangene und Losgelassene, denn der Mensch wäre aufgefordert sich allem und jedem zu entsagen, um den Weg beschreiten zu können. Das Streben nach Erfolg in der Welt hätte ein Ende. Nicht weil der Mensch den Erfolg, das Geld, die Macht, den Einfluss und Respekt von anderen nicht mehr haben dürfte, nein weil der Mensch dies alles von sich aus ablehnen würde. Aus eigener Überzeugung würde der Mensch sich davon abwenden.
Alles was zu tun wäre, um jegliches Leid aus deinem Leben zu verbannen, jedoch deine materielle Existenz auf deine existentiellen Grundbedürfnisse und Minimalansprüche an Nahrung, Gesundheit, Sicherheit und Freiheit des Materiellen zu reduzieren, wäre ein Buch zu lesen, verschiedene Übungen auszuprobieren und sie auf dich wirken lassen. Es würde Zeit kosten, Jahre würde es dauern, doch die Belohnung wäre ein reines spirituelles Leben geprägt von einem reinen Gewissen, Einfachheit, Begierdelosigkeit und vollkommenes Bewusstsein über eigene Haltungen und Handlungen.
Würdest du diesen Weg gehen?