
Trennung, aber richtig
Diejenigen, die sich zu einer Trennung entscheiden, haben die unterschiedlichsten Gefühle: Trauer um eine verlorene Liebe, Wut auf den Partner und eventuell auch auf sich selbst, Angst vor sozialen und finanziellen Veränderungen (oft sogar auch richtige Existenzängste), Vorfreude auf einen neuen Lebensabschnitt, Liebeskummer, Angst vor dem Alleinsein und viele mehr. Man befindet sich in einer richtigen Lebenskrise, egal ob man die Trennung forciert hat oder nicht, das Leben ist in komplettem Aufruhr.
In dieser Situation muss man erneut zu sich selbst finden und gegebenenfalls sein Leben komplett umkrempeln. Man muss mit einem Partner, bzw. Ex-Partner, die Trennung klären. Wer bekommt was? Wer zieht aus und wohin? Wer muss wem was zahlen? Bei wem leben künftig die Kinder? Und vieles mehr.
Das Problem ist, dass die beiden Partner jetzt genau das tun müssen, was sie sehr wahrscheinlich noch nie gut miteinander konnten: kommunizieren.
Und was bei Paaren mit Kindern erschwerend hinzu kommt: Auch für die Kinder ist die neue Situation eine Lebenskrise. In Krisensituationen brauchen Kinder ihre Eltern am meisten. Sie sind noch nicht reif genug, um mit Krisensituationen selbst fertig zu werden.
Aber die Eltern sind oftmals so mit sich selbst beschäftigt, dass sie überhaupt keine Zeit und keine Nerven für ihre Kinder haben. Ausserdem bedenken viele nicht, dass Kinder immer Anteile des Vaters und der Mutter in sich tragen. Diese Anteile werden sie ihr Leben lang begleiten. Daher ist es für den «Mama-Anteil» im Kind wichtig, dass Mama für das Kind auch nach der Trennung da ist und für den «Papa-Anteil» im Kind ist es wichtig, dass Papa sich weiterhin interessiert und am Leben des Kindes teilnimmt.
Trotz all der Wut, der Kränkungen, Verletzungen und Enttäuschungen, die eine gescheiterte Beziehung mit sich bringt, ist es für das Kind ÄUSSERST wichtig, dass niemals der eine Elternteil über den anderen Teil schlecht redet. Denn dadurch wird auch der Teil des Kindes verletzt, der nun mal von Mami oder Papi stammt. Gerade bei präpubertären und pubertären Kindern, die ihre Rolle als Frau oder Mann im Leben finden müssen, ist es wichtig, dass sich beide Elternteile auch nach der Trennung dem Kind annehmen und als gute Rollenvorbilder wirken.
Kinder geben sich oft auch die Schuld an der Trennung der Eltern. «Wenn ich nicht immer so frech wäre, müssten sich Mami und Papi nicht so oft über mich ärgern.» Solche und so ähnliche Gedanken machen sich Kinder, auch wenn man ihnen nie eine Schuld oder Teilschuld zugesprochen hat. Daher ist es wichtig, dass man den Kindern erklärt wie man sich selber fühlt und dass die Gefühle ausschliesslich mit dem Ex-Partner zu tun haben und nicht mit dem Kind. Beispielsweise: «Ich bin traurig, weil ich mich mit Papi gestritten habe. Das kennst du sicher, wenn du dich mit deinen Freunden manchmal streitest.»
Wenn die Kinder dann noch zusätzlich zum Streitwerkzeug gemacht werden, lastet noch mehr Druck auf den ohnehin schon geschwächten Schultern.
Auch sollte man bedenken, dass je besser es beiden Partnern geht, sowohl seelisch, körperlich und vor allem finanziell, desto besser geht es allen Beteiligten. Eine alleinerziehende Person, die sich die meiste Zeit um die Kinder kümmert, kann diese viel besser und gesünder erziehen, wenn er oder sie nicht jede Nacht aus Geldsorgen wachliegt oder ständig Angst vor Streitigkeiten mit dem Ex-Partner haben muss. In diesem Sinne ist es wichtig, wenn eine Zweierbeziehung zerbricht, dass trotz den eigenen, persönlichen Sorgen, auch an diejenigen gedacht wird, die von gesunden und glücklichen Eltern abhängig sind: Die Kinder.
Ob Scheidungs- beziehungsweise Trennungskinder gestärkt oder geschwächt aus dieser einschneidenden Lebenserfahrung herausgehen, kommt darauf an, wie die Eltern sich während und nach der Trennungsphase verhalten.