10 scott 10 raphael 10 ict
Bild/Illu/Video: Christian Imhof

Volles Haus beim «Eden now»-Heimspiel

Nach der kurzen Begrüssung ging es endlich los und die Geschichte nahm langsam Form an. Der verstorbene Pater Ingo hinterlässt dem gestressten Businessmann und Gambler Damian Winterhalter einen alten Koffer mit geheimnisvollem Inhalt. Doch der verpasst es, wegen einer Grippe diesen abzuholen. Das Haus ist schon geräumt, als er endlich wieder gesund ist und ihn abholen will. Es beginnt eine grosse Suche nach dem Nachlass, in dem gezeigt wird, dass Damian nicht nur mit seinem Leben nicht wirklich im Reinen ist, sondern auch noch unter seiner Spielsucht und den damit einhergehenden Schulden zu kämpfen hat. Währenddessen steckt der gelernte Orgelbauer Simon Schmid in der Krise, da er keine Arbeit findet und deshalb auch jeden noch so miesen Job annimmt. Doch sein Leben, welches er zumeist nur mit seiner Katze «Hans» verbringt, wird ziemlich auf den Kopf gestellt, als er bei einer Hausräumung einspringt und den Koffer inklusive wertvollem «Buch der Weisheit» findet.

Wie das Leben so spielt
Ein paar Sequenzen später sitzt Simon am Bahnhof und trifft dort die Mitarbeiterin von Damian und Neoanwältin Tina Gottschall, den Globetrotter und Brunnenbauer Urs Neuenschwander, die Mutter Angela Frei mit ihrem Baby Lia sowie der an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankte Fensterbauer Andreas Bauer. Gemeinsam mit ihnen gründet der lockenköpfige Simon eine Selbsthilfegruppe, bei welcher alle erzählen können, wie es ihnen geht, wo ihre Ängste zuhause sind und vieles mehr. Relativ schnell wird dabei klar, dass es den Protagonisten sehr gut tut, gemeinsam Zeit zu verbringen und in das Buch der Weisheit zu blicken. Jedes Mal, wenn nämlich dieses geöffnet wird, läuft ein Film im Hintergrund. Als Höhepunkt der ganzen Geschichte steht ein gemeinsames Konzert auf dem Plan, an dem Geld für ein Brunnenbauprojekt in Kenia gesammelt wird. Doch dann wird es plötzlich sehr düster, denn Andreas erliegt seinem Krebsleiden.


Exzellente Schreibarbeit

Das Stück «Eden now» ist ein multimediales Musical, das man in dieser Art nicht sehr häufig erleben kann in der Region. Die Interaktionen der Figuren fühlen sich an, wie direkt aus dem Leben gegriffen. Maya Heusser hat es geschafft, dass sich jede Person im Publikum zumindest mit einer der Protagonisten identifizieren kann. Die Figur Tina Gottschall zeichnete beispielsweise eine Person, die im Beruf immer klein gehalten wird und unter ihrem Vorgesetzten leidet. Angela Frei porträtiert eine frischgebackene Mutter, die mit den Schlafgewohnheiten ihres Säuglings Lia mehr schlecht als recht klarkommt. Simon Schmid ist ein wenig ein Träumer, der es aber mit seinen Mitmenschen nur gut meint. Urs Neuenschwander ist nach zwanzig Jahren in Kenia ein wenig verloren in der schnell lebigen, modernen Schweiz. Falls all diese Personen noch nicht genug Projektionsfläche geboten haben, ist da noch Andreas Bauer, der wegen dem Krebs mit der Urangst vor dem Tod zu kämpfen hat, aber herzlich und sehr feinfühlig von seinen neuen Freundinnen und Freunden unterstützt wird. Trotz aller Widrigkeiten, die das Leben hin und wieder für einen bereit hält, vermittelte die Geschichte einen wichtigen Punkt: Zusammen geht es besser als alleine. Es gibt immer Hoffnung, wenn man aufeinander schaut, anstatt egoistisch die eigenen Ziele zu verfolgen. Auch sonst ist «Eden now» nicht ein Musical im klassischen Sinn. Glücklicherweise wurde auf das unnatürliche und künstliche Singen von Dialogen verzichtet, was die Kunstform sogar öffnet für Zuschauer:innen, die sonst nicht viel mit Musicals am Hut haben.

Ein bisschen «Eden» für jeden
Neben dieser guten Schreibarbeit, welche von den Protagonisten authentisch umgesetzt wurde, gilt es neben den hochwertig produzierten Filmeinspielern vor allem noch die Band hervorzuheben. Ihre musikalische Untermalung des Spektakels setzte dem Ganzen die Krone auf und schaffte es in hochemotionalen Momenten das Ganze zu intensivieren. Das mit zweieinhalb Stunden Spieldauer abendfüllende Musical ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle und vermittelt den Glauben auf eine moderne Art und Weise. Es wurde bei der Geschichte viel mehr auf das christliche Miteinander als auf Bibeltreue gesetzt, weshalb es wohl auch bei einem so bunt gemischten Publikum Anklang fand. Das Stück «Eden now» ist mitten aus dem Leben gegriffen, authentisch und ein Multimediaerlebnis für Jung und Alt, das noch lange nachhallt und einem Hoffnung schenkt. Die nächsten Gelegenheiten das Stück zu erleben, bieten sich am 11. und 12. Februar in der Markthalle Sargans. Tickets und weitere Informationen gibt es unter www.buehnenreif.ch/edennow.


Die Besetzung

Christian Gutte spielt Simon Schmid (Orgelbauer)
Christian Hunziker, vom Theater Bruderboot spielt Damian Winterhalter (Anwalt)
Beni Hunziker, vom Theater Bruderboot, spielt Urs Neuenschwander (Kenia)
Leah Lisa Leuenberger spielt Angela Frei (Mutter)
Anja Felder spielt Tina Gottschall (Anwältin)
Nathanaël Mägli spielt Andreas Bauer (Fensterbaufirma und Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs)

Themenverwandte Artikel

Status: Bündner mit Renzo Hendry
Bild/Illu/Video: Roland Steffen

Status: Bündner mit Renzo Hendry

 Zusammen ist man weniger alleine
Bild/Illu/Video: Christian Imhof

Zusammen ist man weniger alleine

«Status: Bündnerin» mit Eliane Barth
Bild/Illu/Video: Roland Steffen

«Status: Bündnerin» mit Eliane Barth

Empfohlene Artikel