
Jaël veröffentlicht Kinderalbum auf Berndeutsch
Unzählige Musikfans warten seit Jahren auf deine erste Mundartplatte und jetzt kommt sie schon bald raus. Wie nervös bist du vor der Veröffentlichung?
Ich bin primär voller Vorfreude! Das «Sensibeli» hat bereits zahlreiche Vorbestellungen erhalten, was das Bedürfnis nach «feiner» Kindermusik auf Dialekt bestätigt. Nun bin ich gespannt, wie meine Sensibeli-Lieder von den kleinen und grossen Hörern aufgenommen werden.
Dein einziger Song im Dialekt war bisher ein Duett mit Ritschi. Warum war Mundart für dich so lange fremd und irgendwie keine Option?
Ich habe mein Leben lang englische Musik gehört, selbst als ich noch gar nicht verstand, von was die da singen. Für mich gehörte das einfach immer zusammen und wenn ich anfing zu texten, klang das selbst auf «kauderwelsch» von der Klagfarbe her immer Englisch. Zudem liebe ich diese Sprache, sie ist so melodiös und schön zum Singen und seitdem ich in London wohnte, ist sie mir natürlich noch um Einiges näher.
Mundart ist im Vergleich zu englischen Liedern sehr direkt und für alle verständlich. Hast du darum deine Muttersprache gewählt, weil es ein sehr persönliches Werk geworden ist?
Nein, das würde ja bedeuten, dass meine englischen Lieder nicht persönlich sind... es lag schlicht auf der Hand, wenn ich für Kinder Musik schreibe, dass es auch wichtig ist, dass sie jedes Wort verstehen und mitsingen können. Mein erwachsenes Publikum versteht meine englischen Texte zu einem grossen Teil, zumindest wird mir auch immer wieder gefeedbackt, dass die Leute auch gerade wegen meinen Texten meine Musik so mögen. Bei Kindermusik fände ich das etwas schade. Da ginge zu viel verloren.
Dein Junge war ein Schreibaby. Wie geht es ihm heute?
Es geht ihm prima! und uns auch! Er schläft nun gerade seit wenigen Wochen durch, was für uns fast unglaublich ist so nach über dreieinhalb Jahren Nacht-Dramas. Wir hatten uns nun eigentlich schon dran gewöhnt mehrere Male in der Nacht von ihm geweckt zu werden, das gehörte einfach zur neuen Normalität. Nun wache ich dafür von alleine auf und muss dann immer schauen, ob es ihm gut geht... ;-)
Hat das Vorsingen in langen Nächten einen positiven Einfluss auf das Schlafverhalten?
Nein, nicht wirklich. Da er in der Nacht wenn er weinte oft gar nicht wach war, sondern vielmehr eine Art wie Schlafwandeln oder Nachtschreck ihn plagten, war er praktisch nicht wirklich zu beruhigen. Und vor dem Einschlafen plagen ihn nebst den Zappelbeinli vor allem Gedanken und Fragen, die ich mir Mühe gebe zu beantworten, so gut ich kann.
Im Pressetext steht, dass dein neues Album sich um Themen wie ausgeschlossen sein, sich «anders» fühlen, Verträumtheit, Schüchternheit, Fantasie und Vorstellungskraft oder um all die Warum-Fragen dreht. Wie wichtig war dir dieses Album als Verarbeitung des schwierigen Starts?
Es ist für mich keine Verarbeitung des schwierigen Starts, sondern vielmehr einfach ein Werk, das sensiblen (kleinen und grossen) Herzen gut tun soll und ihnen das Gefühl geben soll, dass sie mit ihrer Wesensart nicht alleine und sicher nicht falsch sind. Wenn es dadurch etwas mehr Verständnis in der Gesellschaft gäbe für uns «Sensibelis» wäre das fantastisch. Hochsensitivität bringt gewiss Schwierigkeiten mit sich, hat aber auch sehr viele, sehr tolle Seiten und Stärken.
Für die neue CD hast du nach sehr langer Zeit wieder mit Adrian Amstutz zusammengearbeitet. Wie schnell war die alte Magie wieder da?
Vom ersten Augenblick an. Ich wusste, dass das passen würde mit Adi. Er war ja bereits 2002, nach dem zweiten Lunikalbum aus der Band ausgestiegen und es lagen lange noch Lieder herum, die wir zusammen geschrieben hatten, aber dann nicht für weitere Alben nutzen. Ich trauerte denen eine Weile nach, weil ich Adis Art mit Akkorden und Melodien umzugehen sehr mag und weil es prima mit meiner Stimme zusammen passt. Immerhin waren grad so Songs wie Otherside, Rumour, Mastermind oder So on von ihm, die massgeblich zum Lunik Erfolg beigesteuert haben. Wir haben nun auch beschlossen für meine nächste Soloplatte zusammen einige Songs zu schreiben.
In diesem Jahr warst du auch noch bei «Sing meinen Song Schweiz» zu Gast. Wie war es für dich, deine ganze Karriere nochmals Revue passieren zu lassen?
Sehr berührend. Ein Wechselbad der Gefühle. In dieser Zeit und in diesen Songs ist mein halbes Leben drin. Alle schwierigen und schönen Phasen ins Tagebuch niedergeschrieben und dann vertont. Es war somit auch sehr anstrengend. Aber auf eine schöne Art und Weise. Denke ich.
Was sind so die schönsten Erinnerungen, die du mit der Sendung verbindest?
Ich genoss es endlich mal mit Adrian Stern singen zu können. Wir haben das schon so lange immer mal angesprochen und es klappte aber irgendwie aus verschiedenen Gründen nie. Das Duett von «Through your Eyes» mit ihm zu erarbeiten und performen, gehört somit definitiv zu meinen Höhepunkten der Sendung.
Haben es nach der Sendung auch Lieder von deinen Kolleginnen und Kollegen in dein Repertoire geschafft?
Ja durchaus. Ich spiele Walking with you von Seven, sowie Hardbrügg von Dodo oft an meinen akustischen Triogigs und ab und an, wenn die Leute noch eine Zugabe wollen, spiele ich noch Schlof nume ii von Kunz als allerletzten Song ganz alleine auf der Bühne. Es ist schön so etwas von der Sendung mit nehmen zu können und das Publikum freuts auch.